Deine Zukunft.

Na, was willst du denn mal werden? Diese Frage, besonders von Tanten und Onkel gestellt, kann nerven. Gibt man dann aber den wirklich aktuellen Stand eigener Überlegung preis und antwortet z. B. Ökotrophologe, anstelle den Berufswunsch Lokomotivführer oder so zu präsentieren, dann wird man auch noch blöd angemacht.

Das Interesse aber, das an die Frage des Berufswunsches geknüpft ist, ist eigentlich die Frage nach deinem Zukunftswunsch. Wie stellst du dir deine Zukunft vor?

Rein rechnerisch liegt heute die Antwort auf die Frage nach der Zukunft weit hinter deinem nächsten Geburtstag, nach dem 17. oder 18. vielleicht, wirklich aber nach dem 22. erst, denn dann ist die Zukunft so richtig angesagt, oder? Zukunft ist eben eine Mischung aus irgendwann ganz bald und irgendwie gestern schon gelaufen.

Zukunft, klar: Erfolg, Traumberuf, Gesundheit, treuen Lebenspartner/in und ganz viel anders machen als die Eltern.
Zukunft, klar: Da muss ich abwarten, Glück braucht man halt, wer weiß, was die Politik so noch alles versaut und überhaupt bin ich doch nur eine winzige Schaltung unter Millionen auf dem Chip, der das Leben laufen lässt.
Zukunft, klar: In meiner Clique möchte ich gefragt bleiben, klare Partnerschaft, Kinder und so, ein bisschen Sicherheit eben und natürlich einen Job.

Klar: Aus all dem ist deine Zukunft! Etwas Wunsch, etwas Realität, eine Portion Hilflosigkeit, aber immer mit dem jungen Willen: ich werde es schaffen! Aber was genau wirst du schaffen, und wann beginnst du damit?

Deine Zukunft konkret: Viel Mainstream, ein bisschen Schnauze halten und durch, garniert mit einem Tüpfelchen Parasitentum und eingepackt in „ich bin der Größte“. 
Oder klingt deine Zukunft eher so: Talente jetzt schon entdecken, sich ein Bild von unserer Gesellschaft machen, eigene Standpunkte entwickeln, die eigenen Fähigkeiten richtig anpacken, sich engagieren, Sicherheiten nehmen und geben, Lust auf Zukunft haben… und eine Vision!

Wieso Vision? Weil deine „Zukunft“ ohne eigene Visionen keine Zukunft hat, sondern nur dein Schicksal ist, in der Zukunft der anderen als Handlanger vorzukommen.

Allerdings, dann kannst du dich auch direkt in deinen Kühlschrank setzen und das Licht ausmachen. © Christoph Stender